Der Wärmesektor macht rund 60 Prozent des End­energieverbrauchs in Deutschland aus. Er stellt damit den größten Hebel für die Energie­ wende und die Erreichung der Klima­ziele dar.
 

Der Gesetzgeber hat Städte und Gemeinden Anfang 2024 deshalb dazu verpflichtet, Gesamtkonzepte für ihre künftige Wärmeversorgung zu entwickeln. Mit Muth Engineering steht im Netzgebiet der Pfalzgas ein Ingenieurbüro bereit, um die Kommunen bei ihrer kommunalen Wärmeplanung (KWP) zu unterstützen.

Im Januar 2024 trat neben dem viel zitierten Gebäudeenergiegesetz (auch Heizungsgesetz genannt) ein weiteres wichtiges Gesetz in Kraft, das die Wärmewende in Deutschland voranbringen soll: das Wärmeplanungsgesetz. Es verpflichtet Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern dazu, bis zum 30. Juni 2026 einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen. Kleinere Gemeinden bekommen hierfür bis zum 30. Juni 2028 Zeit.

Wichtige Planungsgrundlage für Hausbesitzer
„Die kommunale Wärmeplanung soll Klarheit darüber schaffen, mit welchen Lösungen und Energieträgern eine Kommune bis spätestens 2045 klimaneutral mit Wärme versorgt werden soll“, erklärt Manfred Petry, Leiter Netzvertrieb bei Pfalzgas, die Hintergründe. „Die Planung soll darlegen, welche Infrastruktur ab wann in welchen Stadtteilen zur Wärmeversorgung zur Verfügung stehen wird.“ Diese Information ist für Eigentümer von Gebäuden unverzichtbar, um bei der Modernisierung der eigenen Heizung die richtige Entscheidung zu treffen und Fehlinvestitionen zu vermeiden.

Steht mir ein Gasanschluss zum Betrieb einer wasserstofftauglichen Gasheizung zur Verfügung? Wird mein Wohngebiet künftig per Nahwärmenetz versorgt? Oder soll ich lieber in eine Wärmepumpe investieren? Bei der Beantwortung dieser zentralen Fragen soll die KWP helfen. Doch was ist „kommunale Wärmeplanung“ denn nun ganz konkret?

Hierzu erklärt Petry: „Ein Kommunaler Wärmeplan ist, einfach ausgedrückt, eine Analyse des Ist-­ Zustandes der vorhandenen Energie-Infrastruktur einer Gemeinde und eine Beschreibung des lokalen Potenzials zur Wärmegewinnung und -verteilung. Auf Basis dieses Plans kann die Kommune dann eine Strategie zur künftigen Wärmeversorgung entwickeln, in der geeignete Umsetzungsmaßnahmen nach wirtschaftlichen Kriterien festgelegt werden.“ Thorsten Flick, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Muth Engineering, ergänzt: „Es handelt sich dabei eher um ein Grobkonzept als um eine Planung. Die KWP soll bis spätestens 2028 beschreiben, welche Lösungen bis 2045 (in Rheinland-Pfalz bis 2040) realisiert sein sollen.“

Muth Engineering stärkt Expertise im Netzgebiet
Sein Unternehmen – die Muth Engineering GmbH mit Standorten in Ludwigshafen, Wiesbaden, Frankfurt und Öhringen – wurde im April letzten Jahres zu 100 Prozent von den Pfalzwerken übernommen. Der regionale Energieversorger, der auch zu 50 Prozent an Pfalzgas beteiligt ist, sichert sich damit im Verbund die anerkannte Expertise und die Planungsressourcen eines leistungsstarken Ingenieurbüros. „Wir haben über 80 Mitarbeiter und lang­ jährige Erfahrung im Bereich der Wärmenetzplanung. Zwölf Experten sind allein für die elektrische Energieplanung neu dazugekommen“, sagt Flick. „Damit bündeln wir die entscheidenden Kompetenzen und stehen in den Netzgebieten der Pfalzgas und der Pfalzwerke bereit, um Städte und Gemeinden bei ihrer kommunalen Wärmeplanung zu unterstützen.“ Und Petry ergänzt: „Pfalzgas ist Netzbetreiber in der Region. Das heißt, wir kennen die hiesige Infrastruktur genau und können exakte Daten für die Planung beisteuern.“

Pfalzgas liefert wertvolle Daten
Doch mehr als das: Pfalzgas hat schon vor rund zehn Jahren damit begonnen, neben der Infrastruktur auch den Wärmebedarf von Haushalten, Gewerbe und Industrie in der Region zu erfassen und aus diesen Daten einen Wärmeatlas erstellt. Ebenso hat das Unternehmen ein Strategieprojekt gestartet, um seine Zukunftsfähigkeit zu sichern. „Diese Datensammlung über Energie- und GebäudeInfrastruktur sowie Wärmebedarf ist ein ideales Ausgangsprodukt für die kommunale Wärmeplanung“, zeigt sich Petry überzeugt. Die Daten sollen bis zum Frühjahr 2025 so aufbereitet sein, dass die Kommunen sie auch als Basis für die eigene Planung nutzen können. Aber gibt es da nicht Interessenkonflikte, wenn ein Ingenieurbüro die kommunale Wärmeplanung zusammen mit einem Netzbetreiber wie Pfalzgas anbietet? Hier sieht Flick keine Nachteile, im Gegenteil: „Die Zusammenarbeit erzeugt sinnvolle Synergien. Unsere Philosophie ist, die KWP ganz klar zum Nutzen der Kommunen und ihrer Bürger zu machen. Wir werden keine Lösungen empfehlen, die bei den Bürgern auf Ablehnung stoßen. Wichtig ist uns jedoch Technologie- Offenheit, weil eine Kommune nur so ihr Potenzial ausschöpfen kann.“ Und Petry fügt hinzu: „Als Netzbetreiber sehen wir uns auch in der Verantwortung, die Wärmeplanung so zu unterstützen, dass sie technologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist und alle Beteiligten langfristig damit zufrieden sind.“ Es werden also alle denkbaren Energieformen und Versorgungsmöglichkeiten berücksichtigt – neben dem Gasnetz also auch Strom- und Nahwärmenetze, Windenergie, Biomasse und Abfallverwertung.

Netzbetreiber wichtige Partner bei der KWP
Flick plädiert übrigens unbedingt für die Einbeziehung der Netzbetreiber – egal ob Gas, Strom, Nah- oder Fernwärme. „Die Netzbetreiber wissen besser als jeder andere, wie die Netze in ihrer Region ausgelegt sind, wie die künftige Verfügbarkeit unterschiedlicher Energien vor Ort tendenziell aussehen wird und welche Investitionen zum Ausbau der Infrastruktur notwendig sind.“

Den Bürgermeistern und Stadträten der Region rät er dazu, bald aktiv zu werden, um Bürgern und Unternehmen frühzeitig Pla-nungssicherheit zu geben. Aktuell herrsche noch eine gewisse Verunsicherung bei den Entscheidern. Niemand wisse genau, wo die Reise hingehe und niemand wolle falsche Entscheidungen treffen. Dennoch sollten sich die Verantwortlichen Gedanken über ihre energetische Zukunft machen. Die initiale KWP wird in etwa ein volles Jahr in Anspruch nehmen. Alle fünf Jahre muss sie dann überprüft werden und die Fortschritte bei der Umsetzung der ermittelten Strategien und Maßnahmen müssen überwacht werden.“ Muth Engineering bietet die kommunale Wärmeplanung als Dienstleistung für Kommunen an und hat schon einige Infoveran-staltungen im Netzgebiet organisiert. Rund 30 Kommunen hat das Unternehmen bereits dabei unterstützt, Fördermittel zu beantragen.

Und welche Rolle spielt nun das Gasnetz im Kontext der KWP? Petry sagt: „Die Gasnetze sind seit Jahrzehnten ein unverzichtbarer Teil der Energie-Infrastruktur. Bei Pfalzgas bereiten wir uns darauf vor, unsere Netze für eine grüne Energieversorgung zu ertüchtigen, so dass sie ein sinnvoller Bestandteil einer klimaneutralen Wärmeversorgung sein können.“ Er wünscht sich einen offenen Austausch mit den Klimaschutz-Managern der Gemeinden und mit den Mitarbeitern der Ingenieurbüros, um den Kommunen letztendlich eine optimale und objektive Planungsgrundlage für die künftige Wärmeversorgung zu liefern. Abschließend betont er: „Wir sind überzeugt davon, dass die Gasnetz-Infrastruktur gerade in den ländlichen Regionen der Pfalz unverzichtbar bleibt.“